Im Januar 2020 haben wir nach langem Unterbruch für den Herbst 2020 wieder einmal eine Flusskreuzfahrt gebucht – diesmal auf der Rhône und der Saône im südlichen Frankreich zwischen Port St. Louis im Rhônedelta und Saint-Jean-de-Losne im Burgund. Eigentlich waren wir froh, dass wir nicht für Frühjahr 2020 buchten, da wären wir genau in den globalen Lockdown hineingeraten. Also freuten wir uns über den Herbst 2020. Aber dann kam die sog. «Zweite Welle», besonders in Frankreich. Lange wussten wir nicht, ob die Reise stattfinden wird, da das BAG den Süden von Frankreich zum Quarantänegebiet erklärt hat.
Nach längerem Warten wird uns dann endlich mitgeteilt, dass die Schiffsreise nach Südfrankreich trotz kritischer Corona-Situation durchgeführt wird. Allerdings mit geändertem Reiseprogramm. Rhône und Saône können zwar nicht umgeleitet werden, jedoch werden die Haltepunkte und Ausflüge in der von der Quarantäneregel des BAG betroffenen Region «Provence-Alpes-Côte d’Azur» angepasst oder gar gestrichen.
Somit fahren wir mit dem Bus nicht wie geplant nach Avignon, sondern weiter nördlich nach Vienne. Dort erwartet uns die «Excellence Rhône», unser schwimmendes Hotel für die nächsten sieben Tage.
Reisenotizen
Samstag, 26. September 2020
Die Anfahrt via Genf nach Vienne verläuft problemlos. Ein ausgedehnter Halt in Annecy erlaubt uns ein gemütliches Mittagessen in diesem schönen und malerischen Ort am Lac d’Annecy. Um 17:00 Uhr erreichen wir Vienne und beziehen Quartier auf dem Schiff. Alsbald verlässt das Schiff Vienne und fährt südwärts bis Tain-l’Hermitage, wo wir Nachts um 22:30 Uhr eintreffen. Während der Fahrt geniessen wir unser erstes Abendessen an Bord: Ausgezeichnet.
Schleusen: Vaugris, Sablons, Gervans
Sonntag, 27. September 2020
Vormittags ist ein Stadtrundgang in Tournon-sur-Rhône angesagt, welchen wir allerdings wegen des Dauerregens auslassen und für die Weiterfahrt nach Valence an Bord verweilen (Tournon liegt auf der gegenüberliegenden Seite der Rhône).
Schleuse: Bourg-lès-Valence
Am Nachmittags folgt eine Weinverkostung auf einem kleineren Weingut («Domaine de la Ville Rouge» in Mercurol-Veaunes, Crozes-Hermitage), welches den bio-dynamischen Weinbau pflegt. Die Weine und die dazu gereichten Spezialitäten sind ausgezeichnet. Den anschliessenden Rundgang quer durch die Altstadt lassen wir wetter- und zeitbedingt ebenfalls aus.
Abends beginnt die nächtliche Fahrt Richtung Süden in die «Verbotene Zone» bis Arles. Dort wird das Schiff wenden und am nächsten Tag zurückfahren bis La Voulte-sur-Rhône.
Schleusen: Beauchastel, Logis-Neuf, Châteauneuf-du-Rhône, Bollène, Caderousse, Avignon, Beaucaire
Montag, 28. September 2020
Am Montagmorgen liegt das Schiff nach einer nächtlichen Dauerfahrt mit 7 Schleusen in Arles vor Anker. Wegen der Quarantäneregel des BAGs dürfen wir natürlich nicht aussteigen und fahren sogleich wieder nordwärts bis Avignon.
Schleuse: Beaucaire
Auch in Avignon dürfen wir selbstverständlich nicht aussteigen. Dafür fährt der Kapitän freundlicherweise in den Seitenarm der Rhône bis zur berühmten Brücke (Pont d’Avignon), so dass wir letztere sowie den Papstpalast aus nächster Nähe betrachten können. Coronabedingt hat es praktisch keine Touristen. Weiterfahrt vorbei an Châteauneuf-du-Pape und Montélimar bis nach La Voulte-sur-Rhône, wo wir mitten in der Nacht ankommen.
Schleusen: Avignon, Caderousse, Bollène, Châteauneuf-du-Rhône, Logis-Neuf
Dienstag, 29. September 2020
Heute Vormittag fahren wir mit dem Bus nach Tournon zum Bahnhof des Dampfzuges «Train d’Ardèche». Es folgt eine sehr schöne Fahrt durch das wilde, grüne Tal des Doux bis zum Bahnhof Boucieu-le-Roi. Zurück geht es mit dem Bus über kurvenreiche Strassen wieder nach La Voulte-sur-Rhône.
Zugpferd des Zuges ist die historische Mallet-Dampflokomotive 414, welche nach Plänen der SLM Winterthur 1932 gebaut wurde. Ebenfalls noch in Betrieb ist die Original-SLM-Lokomotive 403 von 1903.
Wikipedia: «Die Bauart Mallet ist eine spezielle Bauart von Dampflokomotiven mit zweigeteiltem Triebwerk für kurvenreiche Bergstrecken. Sie wurde 1884 von dem Schweizer Ingenieur Anatole Mallet entwickelt. Die Bauart Mallet besitzt zwei eigenständige Fahrwerke. Das hintere Fahrwerk ist auf normale Weise mit dem Rahmen verbunden. Das vordere Fahrwerk mitsamt einem eigenen Rahmen und eigener Kolbendampfmaschine ist dagegen beweglich über einen Drehzapfen mit dem Hauptrahmen der Lokomotive verbunden. Charakteristisch für die Bauart Mallet ist auch die Arbeitsweise der Dampfmaschine mit Verbundwirkung, wobei die Hochdruckzylinder auf die hintere Triebwerksgruppe wirkten.»
Nachmittags bleiben wir an Bord für die Fahrt nach Lyon, wo wir um ca. Mitternacht ankommen.
Schleusen: Beaucastel, Bourg-lès-Valences, Gervans, Sablons, Vaugris, Pierre-Benite
Mittwoch, 30. September 2020
Heute Vormittag fahren wir mit den Bussen hoch zur Basilika von Lyon, der «Notre Dame de Fourvière». Die eindrückliche Basilika – gebaut von 1872 bis 1884 – steht hoch über der Stadt auf dem Fourvière-Hügel, von welchem wir eine beeindruckende Sicht über die Stadt geniessen.
Weiter geht es mit einem sehr interessanten Rundgang durch die historische Altstadt von Lyon mit den engen Gasse und den vielen Durchgängen durch die Häuser von einer Gasse zur anderen.
Dank der kompetenten Stadtführerin erfahren wir viel Interessantes über die Stadt und deren Geschichte. Wieder ein lohnenswerter Ausflug bei bestem Wetter.
Am Abend verlässt das Schiff Lyon und die Rhône. Die Reise geht nun weiter nordwärts auf der Saône bis nach Trévoux.
Schleuse: Couzon
Donnerstag, 1. Oktober 2020
Bereits am Morgen geht die Fahrt von Trevoux weiter nach Mâcon. Hier verlassen viele Gäste das Schiff für Ausflüge nach Cluny bzw. nach Bourg-en-Bresse & Kloster Brou. Wir bleiben an Bord und geniessen den Tag. Am späteren Nachmittag legt das Schiff in Tournus an um die Ausflugsgäste wieder aufzunehmen. Für mich die Gelegenheit, das kleine Städtchen Tournus mit der gut erhaltenen romanischen Kirche zu erkunden.
Wikipedia: «Die mehr als tausendjährige Kirche Saint Philibert ist der älteste erhaltene romanische Grossbau Frankreichs. Architektonische Besonderheiten des Baus sind die Vielfalt der Gewölbeformen, mit denen hier experimentiert wurde. Ungewöhnlich ist vor allem das Gewölbe des Langschiffs, dessen Tonnenwölbungen quer zur Richtung des Kirchenschiffs liegen.»
Die nächste Stadt Chalon-sur-Saône erreichen wir spät abends.
Schleusen: Dracé, Ormes
Freitag, 2. Oktober 2020
Von Chalon-sur-Saône fahren wir mit den Bussen durch das Weinbaugebiet der Côte-de-Beaune mit den berühmtesten Weinbergen Frankreichs (Chagny, Puligny-Montrachet, Meursault, Volnay, Pommard). Beeindruckende Landschaft mit eintöniger Vegetation (Reben, soweit das Auge reicht). Anschliessend besichtigen wir das berühmte Hôtel-Dieu in Beaune. Das ist wirklich ein lohnenswerter Ausflug.
Wikipedia: «Das Hôtel-Dieu ist ein ehemaliges Krankenhaus in Beaune. Es wurde im Jahre 1443 gegründet und bis 1971 als Hospital genutzt. Das Hôtel-Dieu ist nun ein Teil des Gebäudekomplexes des Hospices Civils de Beaune. Heute werden Teile des alten Komplexes als Altersheim genutzt, während der Rest als Museum besichtigt werden kann und einen interessanten Einblick in die Krankenpflege der Frühen Neuzeit gewährt.
Das Hôtel-Dieu stellt ein typisches Bauwerk der flämischen Gotik dar. Die bereits erwähnten farbigen Dächer fanden im Burgund ansehnliche Verbreitung, so dass sie als typisch für diese Region gelten. Ursprünglich jedoch stammen sie aus Österreich-Ungarn.»
Am Nachmittag erfolgt die Weiterfahrt nach Saint-Jean-de-Losne, unserem Endziel der Reise. Nun geht es ans Kofferpacken.
Der Abend klingt aus mit dem traditionellen Gala-Abschieds-Nachtessen. Dabei wird uns die ganze Crew, welche unter den erschwerten Corona-Bedingungen einen ausgezeichneten Job gemacht hat, vorgestellt.
Schleusen: Ecuelles, Seurre
Samstag, 3. Oktober 2020
Früh am Morgen werden die Koffer gepackt, dann erfolgt die Ausschiffung und Rückfahrt mit dem Bus via Dijon – Basel – Baden-Rütihof.
Ein zweistündiger Aufenthalt in Dijon erlaubt uns eine kurze Stadtbesichtigung und letzte Einkäufe (Mitbringsel für Kinder und Enkelin)
Dann geht es aber zügig weiter via Basel nach Baden-Rütihof und nach Hause mit dem Privatauto. Eine schöne und ereignisreiche geht ohne jegliche Zwischenfälle zu Ende.
Bildershow
Hier gibt es eine Bildershow der ganzen Reise.